Sabine Folie, Foto © Elodie Grethen


Liebe Freund:innen der Kunstsammlungen der Akademie!


Wir blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück mit drei Ausstellungen, die unseren Ansatz weiterführen, die historischen Sammlungen des Hauses mit zeitgenössischen Werken in Dialog zu bringen. Hierbei geht es uns darum, vor dem Hintergrund historischer, technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen die historischen und ikonografischen Verbindungslinien der Bildproduktion zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reflektieren. Wir sind in der Konsequenz dieser Perspektive wohl als einzigartig in der Museumslandschaft zu nennen.

Nach der Präsentation von Das entwendete Meisterwerk. Bilder als Zeitmaschinen startete im März 2023 das neue Format Die Sammlung betrachten & An Insert by… mit einem Insert einer_eines zeitgenössischen Künstlerin_Künstlers. Den Anfang machte Willem de Rooij mit seinem Fokus auf die Tiermaler Jan Weenix, Melchior d’Hondecoeter und Dirk Valkenburg in der gesellschaftlichen Konstellation des sogenannten holländischen Goldenen Zeitalters des 17. Jahrhunderts.

Im Herbst folgte History Tales. Fakt und Fiktion im Historienbild. Das Thema der Ausstellung ist in diesem historischen Moment einer vielzitierten „Zeitenwende“ von unerwarteter Brisanz, von geradezu erschreckender Aktualität, scheint doch ein weltpolitisches und ökonomisches Gleichgewicht von Werten und Kräften – auch durch den Krieg in der Ukraine und in Nahost ausgelöst – aus dem Takt zu geraten und eine globale Verschiebung unabsehbaren Ausmaßes in Gang zu setzen. Vor diesem Hintergrund geht die Ausstellung, die Sie bis 26. Mai 2024 besuchen können, der Darstellung von Geschichte und deren Erzählungen in Bezug auf Identität und Nation nach.

Ab 7. März haben Sie die Gelegenheit, nach einem Wechsel verschiedener Werke, u. a. der konservatorisch empfindlichen Grafiken, neue Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sowie den umfangreichen Katalog zur Ausstellung zu erwerben.

Ich freue mich, Ihnen auch eine Vorschau auf die weiteren Ausstellungsprojekte 2024 geben zu können:

Ab 26. Juni gehen wir mit Klaus Scherübel in die 2. Runde einer erweiterten Sammlungspräsentation mit Die Sammlung betrachten & Cranach’s Holy Productivity An Insert by Klaus Scherübel. Scherübel widmet sich dem Gemälde Die Heilige Sippe (1510/1512) aus dem Sammlungsbestand der Gemäldegalerie, welches Cranach anlässlich der Heirat mit der Patriziertochter Barbara Brengbier geschaffen hat. Cranch stellt darin sich selbst, seine Ehefrau und seinen Schwiegervater in den Rollen von Mitgliedern der heiligen Sippe dar. Am genannten Bild untersucht Scherübel vor allem die architektonische „Rahmung“ und das Setting, in welches die „heilige Sippe“ als unorthodoxe Verschränkung zweier Familienporträts platziert ist.
 
Ab November 2024 bespielen die Kunstsammlungen mit dem vom Zeichner und Bildhistoriker Alexander Roob kuratierten Ausstellungsprojekt Die Pfeile des wilden Apollo. Klopstockkult & Ossianfieber neben Teilen der Gemäldegalerie auch die Exhibit Galerie. „Die ‚Pfeile des wilden Apollo‘ waren für den Kulturphilosophen Herder die mitreißenden Klänge einer frühen Folkbewegung und die nordischen Drone-Scapes einer aufkeimenden Nationalmystik, die sich in dem pseudo-keltischen Dichtungszyklus Ossian ankündigte. In den Visionen des Dichter-Superstars Klopstock erschien der wilde Apollo in einer kelto-germanischen Aufmachung, die die Welt mit ihrem Bardengesang und kosmischen Eistanz in kreativen Aufruhr versetzte“, so Roob. Ein besonderer Aspekt der Ausstellung wird das Miteinbeziehen von Studierenden der Akademie sein.

Mit diesem Vorgeschmack auf die kommenden aufregenden Projekte freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Gemäldegalerie. 

Eine ruhige Weihnachtszeit und die besten Wünsche für das Jahr 2023,

Ihre Sabine Folie
Direktorin der Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien
und das Team der Kunstsammlungen
 
 
Editorial von Sabine Folie
Dezember 2023