Editorial Sabine Folie
Oktober 2024
Liebe Freund_innen der Kunstsammlungen der Akademie!

Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Sommer und haben die Unwetterkatastrophen ohne Schaden überstanden. Ich möchte Sie über einige aktuelle Entwicklungen und Erneuerungen an den Kunstsammlungen informieren, die das Ausstellungserlebnis in unserem Haus in seiner Qualität weiter verfeinern und den Anforderungen eines klimafitten Museums nachkommen.

Das sind zunächst infrastrukturelle Verbesserungen der Lichtsituation in der Gemäldegalerie. Es wurde eine gleichmäßige Beschattung durch entsprechende Vorrichtungen installiert, die seit Juni durch eine vollständige Umrüstung auf LED-Beleuchtung ergänzt wurde. Damit sind nun eine ausgeglichene Ausleuchtung und ein konservatorisch bestmöglicher Schutz für die ausgestellten Werke gewährleistet. Darüber hinaus können durch diese Neuerungen die Hitzeeinwirkung reduziert und durch weniger Belüftung Treibhausgase vermindert sowie Energiekosten gesenkt werden.
 
Ein großer Fortschritt für die Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Beforschbarkeit unserer Sammlungen ist gelungen! Große Teile unserer Sammlungsbestände der Gemäldegalerie, des Kupferstichkabinetts und der Glyptothek sind ab sofort online abrufbar. Konkret bedeutet dies, dass die Bestände der Gemäldegalerie fast zur Gänze und jene der 450 Skulpturen umfassenden Glyptothek zum Teil online zur Verfügung stehen. Von den über 100.000 Exponaten des Kupferstichkabinetts sind es rund 8.000 Arbeiten. Dies ist der überfällige Auftakt zu einer lückenlosen Digitalisierung der Sammlungen in den nächsten Jahren. Wir freuen uns und laden Sie ein, in unseren Schätzen über Sammlungen Online zu schmökern.
 
Nach der überaus erfolgreichen und auch international viel beachteten Ausstellung History Tales. Fakt und Fiktion im Historienbild und einer umfassenden Publikation zum Thema der Ausstellung haben wir im Juni Die Sammlung betrachten & Cranach’s Holy Productivity An Insert by Klaus Scherübel eröffnet. Der Sammlungspräsentation der Highlights aus dem Bestand der Gemäldegalerie, diesmal mit Fokus auf Cranach, ist das Insert des in Montreal lebenden österreichischen Künstlers Klaus Scherübel vorangestellt.
 
Klaus Scherübel widmet sich dem Gemälde Die Heilige Sippe (1510/1512) aus dem Sammlungsbestand der Gemäldegalerie, welches Cranach anlässlich der Heirat mit der Patriziertochter Barbara Brengbier geschaffen hat. Aufgrund der Ausgestaltung mit auffallend porträthaften Zügen zählt das Bild zu den Sonderformen eines bis ins 17. Jahrhundert beliebten Sujets. Cranach stellt darin sich selbst, seine Ehefrau und seinen Schwiegervater in den Rollen von Mitgliedern der Heiligen Sippe dar. Von der unorthodoxen Verschränkung dieser Familienporträts abgesehen, in der sich religiöse Thematik und real gesellschaftliche Verhältnisse überlagern, interessiert Scherübel am genannten Bild vor allem das architektonische Setting, in welches die Heilige Sippe platziert wird. Für die Ausstellung wurde eine spektakuläre raumgreifende Installation, Cranach’s Holy Productivity VOL. 28, als eine Art Bühne realisiert. Darin werden die kulissenhaften, schematischen Architekturversatzstücke des Bildraums im Gemälde zum Gegenstand eingehender Betrachtung, zum dreidimensionalen Raumbild mit neuem Bildpersonal – den Besucher_innen. Eine Reihe von hochkarätigen Vorträgen zu den verschiedenen Aspekten der in der Ausstellung verhandelten Materien erwartet Sie von Oktober bis Jänner im Rahmen unserer Reihe Lektionen / Lessons!

Im Dezember erhalten Sie Informationen zu unserem Programm des nächsten Jahres.
 
Mit diesem Update zu den Bemühungen an der Gemäldegalerie, die Sammlungen lebendig und zugänglich zu erhalten und ihre Bestände auch digital zur Verfügung zu stellen, freuen wir uns, Sie demnächst an der Gemäldegalerie willkommen zu heißen. 


Ihre Sabine Folie
Direktorin der Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien
und das Team der Kunstsammlungen