Druckgrafiken

Der druckgrafische Bestand des Kupferstichkabinetts besteht aus etwa 38.000 Einzelblättern. Ausgehend von frühen Drucken aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind Werke aus diversen Epochen und Schulen der europäischen Kunstgeschichte bis in die Gegenwart vorhanden. Der Bestand dokumentiert auch die zunehmende Differenzierung der Drucktechniken, beginnend mit frühen Holzschnitten und Kupferstichen über Radierungen, Mezzotinto oder Lithografien bis hin zu moderneren, fotomechanischen Verfahren oder Siebdrucken, um hier nur einige Beispiele zu nennen.

In der rechten Bildhälfte sitzt eine Frau mit Engelsflügeln, die einen Zirkel und ein Buch in der Hand hält. Neben ihr sitzt auf einem Mühlstein ein knabenhafter Putto vor einer oben mit einem Gesims bekränzten und mit einer Waage, einer Sanduhr, einer Glocke und einem Zahlenquadrat behängten Hausmauer. Am Boden liegen vor einem Tetraeder ein Hund sowie unterschiedliche Werkzeuge. Im Bildhintergrund ist links das Meer mit Küste dargestellt. Der dunkle Himmel darüber wird von einem Kometen erhellt.
Albrecht Dürer: Melencolia I, 1514, Kupferstich, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Reproduktionsgrafiken – das heißt, Drucke nach bereits vorhandenen Kunstwerken wie etwa Gemälden – vor allem aus dem Zeitraum zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert sind in der Überzahl. Sie wurden vor allem als Vorlageblätter im Unterricht an der Akademie verwendet und stellen ein reichhaltiges Anschauungsmaterial zur europäischen Kunst der Neuzeit dar.

In der Bildmitte steht Eva unter einem Apfelbaum und hält einen Apfel in Händen, während Adam, links im Bild, mit erhobenem Finger vor dem Verzehr des Apfels zu mahnen scheint. Am rechten Bildrand schlängelt sich ein großes, drachenartiges Wesen den Baumstamm hinauf.
Rembrandt Harmensz. van Rijn: Adam und Eva, 1638, Radierung, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Von vielen herausragenden Meistern der Druckgrafik sind große Konvolute vorhanden. Dazu zählen etwa Werkblöcke von Jacques Callot, Daniel Chodowiecki, Albrecht Dürer, Hendrik Goltzius, Lucas van Leyden, Andrea Mantegna, Marcantonio Raimondi und Rembrandt Harmensz. van Rijn bis hin zu Gunter Damisch, Alfred Hrdlicka, Rudolf Jettmar, Ferdinand Schmutzer, William Unger oder Herwig Zens.

Die Radierung zeigt in der linken, dunklen Bildhälfte den Tod und die Sünde als riesige, nackte Menschengestalten. Vor ihnen ziehen von links nach rechts kleine, ebenfalls entblößte Menschen als Strom von Sünderinnen und Sündern in die Hölle hinein.
Rudolf Jettmar: Die Höllenbrücke, 1899, Radierung, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien