Geschichte

Die Wiener Akademie wird als eine der ältesten Kunstschulen im deutschsprachigen Raum 1692 gegründet. Der früheste Sammlungsbestand an Gemälden stammt aus dem 18. Jahrhundert und setzt sich vornehmlich aus den "Aufnahmewerken" der Akademiemitglieder und den "Preisstücken" der bei den Jahresausstellungen ausgezeichneten Studenten zusammen. Die Bilder dienten als vorbildhafter Lehrbehelf im Kunstunterricht.

Das in einen großen, prunkvollen, vergoldeten Rahmen gespannte hochformatige Gemälde zeigt den Grafen Lamberg-Spritzenstein. Der Graf ist in sitzender Position von der Taille aufwärts dargestellt. Seine Hände ruhen überkreuzt auf einem Gehstock vor seiner Brust. Sein Kopf ist zu den Betrachtenden gedreht. Der Graf ist mit sehr heller Haut dargestellt und trägt eine barocke, weißgepuderte Perücke bei der die Haare streng nach hinten gekämmt und auf den Seiten in Lockenrollen frisiert sind. Er trägt eine braune Jacke mit großem Kragen und zwei Reihen von runden goldenen Knöpfen. Auch auf den Ärmeln sind die gleichen Knöpfe angebracht. Um den Hals trägt der Graf einen weißen Rüschenkragen, der in die Jacke gesteckt ist. Unter seinem rechten Arm hält er einen schwarzen historischen Dreispitzhut. Es scheint als ob er vor einer olivgrünen Wand sitzen würde. Das Bild ist in einem realistischen Stil mit klaren Linien gemalt. Der Graf sieht jung aus und könnte auf etwa 30 bis 35 Jahre geschätzt werden. Sein Gesichtsausdruck ist ernst.
Christian Kollonitsch (1730-nach 1779), Bildnis Anton Graf Lamberg-Sprinzenstein, 1770 datierbar, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Die eigentliche Geburtsstunde der Gemäldegalerie schlägt aber erst im Jahr 1822, als Graf Lamberg-Sprinzenstein, erfolgreicher habsburgischer Diplomat in Turin und Neapel, seine international berühmte Sammlung von rund achthundert Gemälden der Wiener Kunstakademie vermacht. Lambergs großzügige Schenkung unterliegt allerdings der Bedingung, die Bilder für jedermann zugänglich auszustellen. Damit entsteht an der Wiener Akademie – damals noch im ehemaligen St. Anna-Kloster in der Nähe der Kärntnerstraße beheimatet – Österreichs erstes Kunstmuseum an einer öffentlichen Institution.

Das Gemälde zeigt eine Gruppe von 20 elegant gekleideten Künstlern, die, im Kreis um ein männliches Aktmodell positioniert, gerade dabei sind dieses naturgetreu abzubilden. Manche malen auf große Leinwände oder zeichnen auf Papierbögen, andere wiederum halten das Aktmodell bildhauerisch fest. Im Raum befinden sich mehrere Holzstehtische und -kisten mit ovalen Trageöffnungen, die als Ablage, Sitzgelegenheiten oder Halterung für Leinwände dienen. Das männliche Aktmodell befindet sich auf einem Podest in der Mitte des Raums. Es sitzt mit gespreizten Beinen auf Holzkisten, über die ein weißer Stoff drapiert ist, und hält seinen Kopf. Sein Gesicht ist nicht zu sehen. Er hat kurze braune Haare und unterscheidet sich damit von den anderen Männern, die weiß gepuderte barocke Perücken mit Lockenrollen tragen. Es ist Abend und der Raum ist mit einzelnen Lichtquellen erhellt. Am stärksten ausgeleuchtet ist die Mitte des Raums, damit die Künstler das Aktmodell gut sehen können. Es herrscht eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Die Szene aus dem 18. Jahrhundert ist in einem naturgetreuen Malstil wiedergegeben.
Martin Ferdinand Quadal (1736-1808), Der Aktsaal der Wiener Akademie im St. Anna Gebäude, 1787, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Mit Graf Lambergs Stiftung an die kaiserliche Akademie war seine Sammlung unter landesherrlichen Schutz gelangt. Nach dem Untergang der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Begründung der Ersten Republik 1918 gingen auch die Sammlungen der Wiener Akademie in das Eigentum des österreichischen Staates über. Diesen Status haben die Bestände seit 1945 in der Zweiten Republik auch wieder inne. Daran hat auch die Tatsache nichts verändert, dass die Gemäldegalerie mit dem Inkrafttreten des UG 2002 einer privatrechtlich geführten Kunstuniversität organisatorisch integriert ist.

Im Zentrum des Fotos befindet sich die Vorderfront des Gebäudes der Akademie der bildenden Künste Wien. Das viergeschossige Gebäude hat viele hohe halbrunde Fenster, zwischen denen sich halbrunde Nischen mit Skulpturen befinden. Die ockerfarbene Fassade ist reich gestaltet und hat einen weißen Sockel. Das Dach ist flach und die Vorderfont ist in einen mittleren breiten und zwei turmähnliche Seitenteile gegliedert. Vor dem Gebäude befindet sich der Schillerplatz mit dem Park und dem Schillerdenkmal. Da die Bäume ganz kahl sind, kann davon ausgegangen werden, dass das Foto im Winter gemacht wurde.
Akademie der bildenden Künste Wien, Außenansicht vom Schillerplatz aus, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Seit dem Jahr 1877 befindet sich die Gemäldegalerie in Theophil Hansens prachtvollem Palais für die Kunstakademie am Schillerplatz. Sie hat auch heute noch ihren angestammten Platz in den prachtvollen, historistisch ausgestatteten Sammlungsräumen im ersten Stock, inmitten der Künstlerateliers und Klassenräume. Ihre Bestände erfahren vor allem im 19. Jahrhundert durch staatliche Kunstankäufe und durch weitere aristokratische und bürgerliche Akte des Mäzenatentums – auch im Laufe des 20. Jahrhunderts – entscheidende Erweiterungen. 1988 wird ihr die Glyptothek der Akademie angegliedert.

Das Foto zeigt einen der Räume der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien am Schillerplatz. Der Raum ist lang und verjüngt sich nach hinten. Auf der Decke befinden sich Reflektoren, die die einzelnen Bilder auf den Wänden beleuchten. Auf der rechten Seite ist eine lange rote Wand mit vielen neben- und übereinander hängenden Bildern. In der linken Bildhälfte befinden sich fünf parallel hintereinander stehende graue Stellwände, die im rechten Winkel zur Wand positioniert sind. Auch auf diesen hängen Gemälde mit goldenen Rahmen. Zwischen den parallelen Stellwänden und der rechten Wand ist einen Gang, der nach hinten zur Tür führt.
Gemäldegalerie, Einblick in die Hansengalerie, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, Foto: Gisela Erlacher

Nach einer Verjüngungskur (2007-2010) präsentiert sich die Gemäldegalerie nun mit ihren Sammlungsräumen in allen Bereichen auf dem Status eines modernen Museums – verschönert, renoviert und mit Lift und Shop modernisiert.